Die Wirtschaftsunion ist eine Etappe und nicht das Ziel – Robert Schuman

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August 29, 2016 by apaubxl

Robert Schuman (1886 – 1963), gebürtiger Luxemburger (Sohn eineRobert Schumans Franzosen und einer Luxemburgerin, aber bei Geburt deutscher Staatsbürger), kann wohl als der Gründervater der EU schlechthin bezeichnet werden. Seine Rede in der Funktion des französischen Außenministers (am 9.Mai 1950), die sogenannte “Schuman Deklaration” gab den Anstoß zur Schaffung der Europäischen Union. Heute gilt der 9. Mai als Europatag und zu Ehren Schumans ist auch der Platz in Brüssel an dem die Hauptgebäude des Rates der Europäischen Union und der Europäischen Kommission liegen nach ihm benannt.

Schumans Erklärung ist geprägt von einer Vision eines vereinten Europas gepaart mit einer ordentlichen Portion Pragmatismus (für den vermutlich Jean Monnet verantwortlich war). So war er einerseits zutiefst davon überzeugt, dass eine wirkliche Einigung Europas in einer Art Föderation anzustreben sei. Da diese jedoch nicht von einem Tag auf den anderen umsetzbar erschien, schlug er vor eine erste Etappe auf dem Weg dahin zu absolvieren. Diese erste Etappe war die Schaffung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) mit dem Ziel die wichtigsten Rohstoffe für Krieg zwischen den Nationen Europas auf eine gemeinsame höhere Ebene zu heben und damit Krieg unmöglich zu machen. Im Wortlaut sagte er:„Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung. Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen.“ Zu diesem Zweck schlug er vor in jenem “begrenzten, doch entscheidenden Punkt sofort zur Tat zu schreiten.”

Mit den folgenden Worten machte jedoch sofort klar, dass dies nur der Anfang einer viel tieferen Integration sein sollte: „So wird einfach und rasch die Zusammenfassung der Interessen verwirklicht, die für die Schaffung einer Wirtschaftsgemeinschaft unerlässlich ist und das Ferment einer weiteren und tieferen Gemeinschaft der Länder einschließt, die lange Zeit durch blutige Fehden getrennt waren.”

Wenn nun heutige Politiker wie zuletzt HC Strache, aber auch Norbert Hofer im Präsidentschaftswahlkampf, fordern, dass wir uns auf die Gründerväter der EU besinnen sollten und damit meinen, dass die politische Union reduziert werden müsse, so liegen sie in ihrer Interpretation eben dieser grundlegend falsch. Ja, am Anfang stand vor allem eine Wirtschaftsunion. Diese war jedoch im Gegensatz zu Freihandelsbündnissen wie NAFTA, EFTA oder ähnlichen, nicht das Ziel selbst sondern ein Mittel auf dem Weg zum Ziel. Die Grundidee war immer eine politische Union. Im Sinne Schumans wäre also die nächste Reform der EU wieder ein Etappenschritt in Richtung weiterer Vertiefung und nicht in Richtung Zersplitterung.

 

Siehe auch:

https://europa.eu/european-union/sites/europaeu/files/docs/body/robert_schuman_de.pdf

http://de.strasbourg-europe.eu/robert-schuman,34600,de.html

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