Blaue Republik und die Liebe

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October 25, 2016 by apaubxl

Das sogenannte “Kraftwerk der Liebe” (alias HC Strache) versucht derzeit sein Ansinnen der Kanzlerschaft mit staatsmännischem Auftreten zu untermauern. Eine Rede zur Lage der Nation musste also her. Da braucht es einfach nur Fahnen im Hintergrund und eine Brille vor den Augen und schon kann es losgehen. Doch was dann kam, kann man wohl nur als „Staatsmann“ im Stile Donald Trump bezeichnen: Es wurde heftig in „wir“ und „die“, in „schwarz“ und „weiß“ und in „gut“ und „böse“ unterteilt. Verschwörungstheorien wurden verbreitet, die Deutsche Bundeskanzlerin als „gefährlichste Frau Europas“ und Flüchtlinge als „Armutsmigranten“ bezeichnet. Und als Kirsche auf der Torte wurde dann auch noch ein potenzieller Bürgerkrieg heraufbeschworen. Ein staatsmännischer Versuch Interessen und Meinungen auszubalancieren, die Stimmung im Lande zu verbessern und deeskalierend auf die ohnehin schon aufgeheizte polarisierte politische Lage in Österreich zu reagieren sieht anders aus.

 

Wer Hetze auf HCs Facebook Seite kritisiert beteiligt sich seiner Meinung nach an „geistiger Zensur“ und will damit verhindern, dass „Fakten“ verbreitet werden. Wenn aber die FPÖ in Medien mit Fakten konfrontiert wird, dann verfehle diese ihren Bildungsauftrag (Welcher wie genau eigentlich lautes?!). Solch eklatante Widersprüche in seiner eigenen Rede, werden dann einfach übersehen. Selbst eine positive Meinung zu Alexander van der Bellen ist im Österreich durch die blaue Brille gesehen einfach unmöglich. Da muss man schon „gekauft“ sein! Vermutlich von einem dieser „dubiose Vereine“. Ich hätte in diesem Moment gerne ein paar Namen gehört, da mir beim besten Willen keine dubiosen Vereine in den Sinn kommen würden. Strache mag wohl „Es bleibt dabei“, „Unterstützungskommitee Van der Bellen“, „Nein zum OEXIT“ usw. nicht, aber sind die wirklich „dubios“?!?

 

Und dann müssen wir auch noch unser kulturelles Erbe „verteidigen“ gegen „Armutsmigranten“ , welche im Zuge einer „Völkerwanderung“ (die letzte wirkliche Völkerwanderung in Europa hat übrigens zu jenem germanischen kulturellen Erbe geführt das die FPÖ so gerne hochhält) zu uns kommen. Paradox dabei ist, dass Strache Österreich zur Unsolidarität aufruft und damit hofft „unsere Solidarität zu bewahren“.

 

Strache liefert also wirklich viel Stoff, der für lange Diskussionen reichen würde, wenn man seine Aussagen denn ernst nehme. Auch wenn es schwer fällt, muss man dies jedoch bei einer Partei tun, die ob des steigenden Zuspruches im Wahlvolk aus gutem Grunde den Kanzleranspruch stellt. Die Aussicht auf einen Kanzler Strache gepaart mit einem Bundespräsidenten Hofer ist Ansporn genug um aktiv zu sein zur Verteidigung unserer Werte. Dafür braucht man kein Geld von „dubiosen Vereinen“. Man muss sich bei aller Unzufriedenheit über die derzeitige politische Lage in Österreich und in ganz Europa nur vor Augen führen, was jene die eine solche Rhetorik verwenden, die immer alle politischen Gegner als kriminell bezeichnen, die alle Gegenargumente als Zensur bezeichnen, die das Vertrauen in unser demokratisches System schwächen, die Verschwörungstheorien verbreiten, die Menschen kategorisieren und dann auch noch von Bürgerkrieg sprechen, in der Vergangenheit zu einer positiven und friedlichen Entwicklung beigetragen haben.

 

Das „Kraftwerk der Liebe“, dessen Liebe nicht uneingeschränkt für alle gilt und das bei nicht bestehender Gegenliebe wie ein eifersüchtiger und cholerischer Ex-Freund auftritt, wird wohl nicht nur Liebe verbreiten, wenn es doch jetzt schon so viel Hass säet.

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